Another brick in the wall - 20 Jahre AK 2004 - 10a
Da standen sie da, augenscheinlich Erwachsene: Die 10a von 2004, mit Eheringen, Geheimratsecken und anderen Verschleisserscheinungen. Die Lehrkraft war pünktlich, der Rest zu spät - wie üblich.
Doch mit dem ersten Schritt durch den Haupteingang bröckelte die Fassade sehr schnell: Wir sind wohl immer noch die selben Chaoten und Schrägvögel von damals, lautstark mit grenzwertigem Humor. Wir sind die 10a. Wir sind nicht erwachsen geworden, wir haben uns nur gut getarnt.
Natürlich haben wir uns auch ein bisschen verändert, aber das hat sich die Schule ebenfalls. In welchem erstaunlichen Ausmaß hat uns freundlicherweise Herr Fleck gezeigt und das auch sehr viel humorvoller, als ich ihn in Erinnerung hatte. Seltsam, wie gut man plötzlich miteinander auskommt, wenn die dummen Kommentare der allgemeinen Belustigung dienen und gerade kein Unterricht stattfindet, den man damit stört. Wer hätte das gedacht, Lehrer sind auch nur Menschen und manche davon sind sogar recht coole Socken, so persönlich.
Altbekannt war das Graffiti rechts neben dem Eingang. Natürlich, das kam ja auch von uns. Das war's dann aber auch schon fast mit den bekannten Dingen, denn gefühlt war ansonsten alles anders: Neue Gebäudeteile, Stockwerke, Keller, ein Werkraum, interaktive Bildschirme, ein IT Raum mit 3D Drucker - das ist ja interessant. "Was wird denn hier drin alles unterrichtet?", hab ich gefragt. "Das weiss ich leider auch nicht so genau" hat er gemeint und das fand' ich fair: Ich als Informatiker, weiss auch nicht immer, was ich eigentlich tue.
Die Küche war etwas übertrieben - und das sag ich nicht, weil sie moderner ist als meine eigene und ich deshalb neidisch bin. Aber ein Thermomix? Komm schon, damit könnten auch wir aus dem Technik-Zweig kochen. Bei uns gab's früher fürs Bescheissen noch eine 6.
Moment mal "früher"? Ist es jetzt schon so weit, dass ich nun der alte Sack geworden bin, der erzählt, dass "früher alles schwieriger war" und mit so Geschichten kommt wie er barfuss im Winter über die Alpen in die Schule laufen musste? Immerhin gehen die meisten von uns schon auf die 40 zu, andere schon fast eher auf den Krückstock. Wir sind ja sogar älter als manche Gebäudeteile hier. Ich fühle mich sogar so, als wäre ich ein Teil des Altbaus, weil ich bin auch manchmal alt und muffelig.
Ist es vielleicht das, was Pink Floyd damals als den "brick in the wall" besungen hat? Kein einfacher Ziegelstein, sondern wir. Tausende Schüler und Lehrkräfte haben das hier gebaut in einer gewissen Art und Weise und auch unsere Spuren sind noch deutlich zu erkennen - selbst wenn wir als einzelne ehemalige Klasse nur ein Tropfen sind in dem Meer an Menschen, die hier einen signifikanten Lebensabschnitt verbracht haben.
Ich kann nur jedem Schüler raten, der das hier liest: Dieses Gebäude lebt und jeder Moment hier drin ist kostbar, die Guten wie die Schlechten. Behaltet sie in Erinnerung, nahe am Herzen. Alle Streiterein vergehen irgendwann, aber alle Bekanntschaften und Freunde bleiben für immer. Und ausserdem: Kochen lernt man nicht mit dem Thermomix. Alter, das geht ja überhaupt nicht.
So, wir gehen jetzt nachsitzen im Löwenhof bis tief in die Nacht. Wir sind jetzt die Eltern, wir bleiben so lange wir wollen (bzw können).
Schöne Grüße, 10a 2004
Text: Sebi
Bilder: diverse